Bohrende Fragen, Teil 3

Noch eine Bemerkung zu dem, was Sie in puncto Recherche schreiben: Man könne diese in vielen Fällen oftmals noch aufschieben, später nachholen usw. Das stimmt, doch habe ich es erlebt, dass ich umplotten musste, weil NACH der Recherche herauskam, dass sich die Sachverhalte in einer Weise zeigten, die den nachfolgenden Plot so nicht mehr bestehen lassen konnten.


Recherche, hm. Das ist eine ziemlich subjektive und genreabhängige Angelegenheit, und wenn eine ausführliche Vorab-Recherche für Sie gut funktioniert, um Sie für die Story anzuturnen, dann bleiben Sie auf jeden Fall dabei! James Patterson (a.k.a. „Das Veröffentlichungs-Maschinengewehr“) schwört darauf und der Mann hat einen mordsmäßigen Output und er schreibt meiner Meinung nach verdammt spannend.

Ich hätte noch einen Tipp von einem der ganz Großen für Sie: Lee Child. Der sagt sinngemäß: Recherche ja, aber man solle sie nicht fürs aktuelle Buch sammeln, sondern irgendwann später drüber schreiben. Sprich: Sich von der Recherche für die Story inspirieren lassen und nicht damit angeben, was man alles über ein bestimmtes Thema „weiß“. Sonst ist man „zu“ begeistert, will alle möglichen interessanten Details reinquetschen und der Leser pennt einem weg.

Oder auch nicht, siehe „Jagd auf Roter Oktober“ von Tom Clancy, zum Beispiel. Ist ja auch ein Bestseller, wobei ich mir da einen deutlich strengeren Lektor gewünscht hätte. Das, wie gesagt, ein ganz persönlicher frommer Wunsch, keine Kritik. Wer bin ich denn auch? Wenn es Millionen Lesern gefällt, ist es gut, basta. 🙂

Ähnlich, wenn Sie über wissenschaftliche Themen schreiben oder Polizeiprozeduren, da sollte man seine Hausaufgaben einigermaßen gemacht haben, keine Frage. Wenn der deutsche Kommissar dann die 45-er Magnum rausholt, wird es sonst schnell peinlich, außer vielleicht Sie schreiben ein Drehbuch für „Alarm für Cobra 11„.

Dennoch, was ich eigentlich damit (nochmals) sagen will: Die Story geht vor. Wenn die gut ist, ist es mir lieber, die Tatsachen ein wenig zu „verbiegen“ als die Story zu ändern, nur damit es „total realistisch“ ist. Wir sind Geschichtenerfinder, daher sollten wir Geschichten schreiben und keine Bedienungsanleitungen für U-Boote. Irgendwann, wenn man eine Weile in einem bestimmten Feld unterwegs ist (z.B. Polizeiprozeduren) stellt sich ohnehin ein recht gutes Bauchgefühl ein, was realistisch möglich ist und was nicht. Nicht vergessen: Auch Experten sind nur Menschen, die kochen auch bloß mit Wasser. Sie machen sie nur in der Regel schon ein bisschen länger und besser als die meisten Anderen.

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