Fragen über Fragen …

Gelegentlich erhalte ich Mails, über die ich mich ganz besonders freue. Und nein, damit meine ich nicht die verlockenden Angebote, für den Besitzer einer südafrikanischen Diamantenmine Millionen Dollar außer Landes zu schaffen oder Länge und Durchmesser gewisser Körperteile auf astronomische Maße zu erhöhen. Was ich meine, sind …

… Mails, in denen mir begeisterte Leser des StoryTurbo davon berichten, dass Ihnen mein Buch dabei hilft, endlich Ihren Roman zu schreiben. Den ersten oder den zwanzigsten, je nachdem. Darüber freue ich mich wie Bolle, klar. Und hin und wieder erhalte ich dann auch einen Link zum fertigen Buch, mit einem verschmitzten virtuellen Lächeln. Darüber freue ich mich dann sogar noch ein bisschen mehr. Manche dieser wundervollen Menschen stellen mir auch überaus interessante Fragen, und zwei davon möchte ich heute posten – vielleicht haben Sie ja über Ähnliches nachgedacht. Oh, und falls Sie eine gänzlich andere Frage haben, die irgendwie mit dem Schreiben zu tun hat, schreiben Sie mir gern. Die Kontaktdaten finden Sie übrigens hier.

Und hier kommen die Fragen, mit bestem Dank an Christoph!

Schließt du ein Buchprojekt erst vollständig ab, bevor du dich an ein neues wagst?
Nein, das mache ich so gut wie nie. Der Grund ist der, dass ich jedes Buch mindestens drei Mal komplett überarbeite, bisweilen auch öfter, bevor es zum Lektor geht. Zwischen den einzelnen Bearbeitungsschritten nehme ich mir ganz bewusst eine Auszeit vom Buch, in der Regel mindestens 4 Wochen, um es anschließend mit frischen Augen lesen zu können. Diese Auszeit eignet sich hervorragend, um Urlaub zu machen oder, in meinem Fall, ein neues Buch anzufangen. Ich arbeite also sozusagen überlappend.

Wichtig finde ich nur, einen gewissen Stand zu erreichen, bevor ich an einem anderen Projekt weiterarbeite, das heißt also, dass ich beispielsweise den Plot von Buch 1 fertighabe, dann mache ich mich an die zweite Überarbeitung von Buch 2, und wenn diese komplett fertig ist, schreibe ich den Rohentwurf von Buch 1, usw.

Allerdings ein Wort der Warnung: Dieses Vorgehen ist erst zu empfehlen, wenn man schon ein bisschen Erfahrung hat. Ich würde mich für die ersten fünf oder so Bücher erstmal nur auf eines konzentrieren, Pausen machen statt ein neues Projekt anzufangen, und immer erst ein Buch bis zum Schluss (sprich: Übergabe an den Lektor) fertigschreiben. Sonst besteht einfach die Gefahr, dass man sich vor Arbeit „drückt“, die man vielleicht nicht so mag, und immer neue Projekte beginnt.

Es geht aber vielmehr um das Abschließen. Unfertige Manuskripte, egal wie gut, nützen letztlich keinem Leser etwas.

Außerdem ist mir leider nicht ganz klar geworden, warum Du Papyrus Autor den Vorzug vor Scrivener und Co. Gibst. Ich persönlich kenne Papyrus, Scrivener und Ulysses und finde es gerade bei den beiden letzten extrem angenehm, nicht linear arbeiten zu müssen und strukturell viel Flexibilität zu haben. Vielleicht hast du ja ein paar weitere Gedanken dazu für mich?
Papyrus eignet sich aus meiner Sicht sehr gut dafür, alles in einem Projekt zu haben, also auch die einzelnen Stufen, wie Expose vs. Beats usw. – das lässt sich schön mit den Tab-Reitern machen, wie im Buch beschrieben. Daraus generiere ich dann üblicherweise die grobe Struktur, die ich dann im Rohentwurf mit Inhalt fülle. Was dann genauso schön nichtliniear geht, wenn man mag. Papyrus ist super flexibel, man kann fast alles customizen*.

Inzwischen nutze ich auch viele der fortgeschritteneren Funktionen wie Textmakros etc., aber ich gebe zu, man braucht eine Weile, durch den kompletten Funktionsumfang zu steigen. Optisch erschlägt das vielleicht so manchen, aber auch das kann man customizen, alle Menüs anpassen usw., es gibt einen ablenkungsfreien Schreibmodus (Ulysses) uvm. Mein Tipp: lade es dir mal in der kostenloses Testversion runter und nimm dir bewusst zwei, drei Tage Zeit, das Tutorial durchzuarbeiten

Ich weiß, das ist in Zeiten selbsterklärender, stylischer Apps nicht mehr eben üblich, aber es lohnt sich definitiv.

Doch das Allerwichtigste: Wenn dich der „writing bug“ gepackt hat, schreib ruhig erstmal auf welchem Programm auch immer (Backups nicht vergessen!), deine Software und deinen Workflow optimieren kannst du auch noch, wenn das Buch beim Lektor ist.

*holpriges Denglish für: „Auf den eigenen Geschmack zuschneiden“
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